Endlich wieder eine Reise- nach einem halben Jahr zu Hause im tristen und grauen Winter mehr als überfällig!
Wir haben uns diesmal wieder für eine innereuropäische Flugreise mit moderater Flugdauer entschieden und sind nach einigem Hin und Her schließlich in Portugal gelandet. Unsere Hoffnung: hier im April schon ein bisschen sonnige Frühlingsgefühle tanken. Und der Plan ging auf: pünktlich zu unserer Anreise schaltete das Wetter in Porto von Regen auf Sonne um. Da das Wetter in Deutschland zeitgleich von Frühling zurück auf Winter (inklusive Schnee und Eis!) umschlug, war das Timing einfach perfekt!

Unsere Unterkunft
Es gibt zwar viele schöne Hotels in Porto, aber aufgrund des Platzes und der Babyausstattung haben wir auch diesmal wieder ein kinderfreundliches AirBnB gewählt. Es war ein echter Glücksgriff, da das Apartment von Joana zwar mitten im Zentrum, allerdings in zweiter Reihe mit Blick ins Grüne liegt, sodass man vom trubeligen Citylife nichts mitbekommt.

Es hat eine schöne Dachterrasse, einen geräumigen, sauberen und mit allem Notwendigen ausgestatteten Wohn- und Essbereich sowie ein separates Schlafzimmer und kleines Bad.

Hochstuhl und Babybett konnten wir gegen einen kleinen Aufpreis dazubuchen ebenso wie einen Transfer vom Flughafen mit Kindersitz (das Angebot gibt es übrigens auch von Bolt, allerdings sind hier eher Sitzerhöhungen als Babysitze gemeint).

Kleine Bäckereien fürs Frühstück, Restaurants und Geschäften sind direkt ums Eck und Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel gibt es auch in Laufnähe (2,50€ pro Person pro Fahrt mit dem Bus).
Es hat einfach alles gepasst und wir können die Unterkunft uneingeschränkt weiterempfehlen.

Der laut Reiseführer „netteste Platz der Stadt“, die Praça de Carlos Alberto, sowie die schöne Fußgängerzone Rua de Cedofeita (die übrigens einen Teil des Jakobswegs abbildet) sind auch direkt ums Eck, was die Lage des Apartments nochmal aufgewertet hat.

Vila Nova de Gaia
Wir haben uns jeden Tag ein kleines Programm vorgenommen und so Stück für Stück das wunderschöne Porto erkundet.

Angefangen haben wir, wie sollte es anders sein, in dem Ort, in dem alle Portweinhäuser ihren Sitz haben. Er ist auf der anderen Seite des Flusses, eigentlich im Nachbarort von Porto und man kann einfach über die berühmte „Ponte Dom Luís I“-Brücke laufen, um dorthin zu gelangen.

Die 60 Meter hohe Fachwerk-Bogenbrücke im Stil vom Eiffelturm verbinden die beiden Orte auf zwei Ebenen: oben darf nur die Metro sowie Fußgänger und Radfahrer verkehren und die untere Ebene darf auch von Autos befahren werden.

Wir haben die Zeit zufälligerweise so gewählt, dass das Kind gerade sein erstes Schläfchen des Tages gemacht hat, sodass alle auf ihre Kosten kamen: der Kleine schläft, Mama sitzt am Fluss entspannt daneben und Papa testet Portwein. Da 14 der insgesamt 34 Portweinhersteller Besucher empfangen und teilweise auch Führungen (6-12€, natürlich mit anschließender Verkostung) anbieten, hat der Kerl hier einiges zu tun!

Ab dem späten 17. Jahrhundert wurde der süße Wein von Porto aus verschifft, was ihm auch seinen Namen eingebracht hat: Vinho do Porto. Die Trauben stammen von den Schieferhängen des Douro-Tals, das auch das erste zertifizierte Weinanbaugebiet der Welt war. Falls jemand von euch irgendwann einmal Weinchampion werden möchte, der speichert diese Informationen bitte gut ab!


Dieser Urlaub war der erste, bei dem wir auch Stopps in Parks und auf Spielplätzen einbauen mussten, da die Zeit des stundenlang ruhig im Kinderwagen Sitzens leider vorbei ist. Auf dieser Flussseite gibt es ganz oben auf dem Hügel (wo auch sonst?!) einen schönen kleinen Park mit Spielplatz, dem Jardim do Morro.


Wenn man den kopfsteingepflasterten und sehr steilen Weg dorthin gemeistert hat, wird man zusätzlich mit einem tollen Ausblick über die Stadt und auf die Dächer der Portweinhallen belohnt. Hier kann man auch sehr gut den Sonnenuntergang beobachten, der bei uns allerdings mit der Schlafenszeit des Kleinens zusammengestoßen ist, sodass wir ihn von unserer Dachterrasse bewundern „mussten“.

Man kann dann entweder den ganzen Weg wieder runterlaufen oder man steigt in eine Gondel der Teleférico de Gaia und fährt ganz entspannt hinab. Die Fahrt dauert nur ein paar Minuten und kostet 6€ pro Person. Auch hier passt der Kinderwagen problemlos hinein.

Unten kommt man direkt vor der Markthalle Mercado Beira-Rio an. Dort sollte man auf jeden Fall ein bisschen Zeit einplanen, da es viele Leckereien zu probieren gibt. Falls der Snackhunger groß und die eigenen Vorräte aufgebraucht sein sollten, kann man sich hier auch mit frischen Früchten eindecken und so ein Drama (🧒🏼) abwenden.

Alternativ kann man das Mittagessen auch in einem ganz besonders schönen Restaurant zu sich nehmen, dem Enoteca.

Die signature menus finden sich hier im Sushi-und-Sashimi-Teil der Karte und wenn ich könnte, würde ich mich jetzt direkt zurück an den Tisch beamen und das Essen noch einmal genießen. Wenn sogar der Kleinste nicht genug vom großartigen Sushi bekommen kann, hat man alles richtig gemacht!






Das zweite und letzte Schläfchen des Tages wurde dann für den Rückweg ins Apartment genutzt und so verging der erste Tag mit dem Erkunden von Vila Nova de Gaia wie im Flug.

Wir waren dort auch noch ein zweites Mal, weil es auf der anderen Seite des Flusses einfach so herrlich entspannt ist. Und eventuell auch, weil wir unbedingt nochmal im Enoteca essen wollten (ich wage zu behaupten, dass es das beste Sushi ist, was ich je essen durfte und ich habe wirklich eeeeeiniges an Erfahrung!).

Unten am Fluss, wo die Schiffe mit den Portweinfässern im Wasser liegen, gibt es auch noch einen kleinen Spielplatz. Leider gibt es hier keinen Sonnenschutz, aber zum kurz mal aus dem Wagen rausgehen reicht es.
Dieses Mal sind wir nicht über die Brücke gelaufen, sondern mit dem Douro River Taxi (an den Schildern „the quickest way across the river“ zu erkennen) über den Fluss gefahren (5€ round trip).

Matosinhos
Am nächsten Tag stand ein Ausflug in das Fischerdorf Matosinhos, ca. 10km entfernt, auf dem Programm.
Der Bus der Linie 500 fährt dorthin und ist ein Geheimtipp, da er eine malerische Route direkt am Meer entlang fährt. Am besten steigt man gleich bei der ersten Station zu und sichert sich den besten Platz in diesem Doppeldeckerbus, der auch ausreichend Platz für Kinderwägen bietet. Die Fahrt dauert ungefähr 40 Minuten (nicht wie im Reiseführer angegeben 20 Minuten, da meist viel Verkehr ist) und ist mit ausreichend Snacks und Möglichkeiten zum Vögel beobachten auch mit Kindern machbar.

Unterwegs kommt man an der beeindruckenden Skulptur „she changes“, bei Einheimischen auch bekannt unter „Anemone“, vorbei. Sie soll an das Seefahrer- und Fischererbe in Nordportugal erinnern und das nachgestellte Fischernetz bewegt sich trotz des Gewichts von 20 Tonnen geschmeidig im Wind.

Angekommen in Matosinhos waren wir dann leider etwas enttäuscht: unter „kleinem Fischerort“ haben wir uns etwas anderes vorgestellt. Es ist ein Ort, der Geschichte mit dem weltweit ersten Hafen für Sardinenfischer geschrieben hat, aber ist heutzutage nicht mehr als ein großer Umschlagsort für Fisch, der in die ganze Welt geliefert wird. Kreuzfahrtschiffe legen hier an und der (immerhin sehr schöne Sand-) Strand ist von Hochhäusern gesäumt.

Was man hier natürlich sehr gut machen kann, ist frischen Fisch genießen. Es reiht sich ein Restaurant ans andere und wir waren aufgrund vieler Empfehlungen im Tito II. Das Essen war wirklich lecker, doch die lange Anreise mit dem Bus nicht wert.
Wären wir alleine als Paar unterwegs gewesen, hätten wir vermutlich einen Strandtag eingebaut und ein paar Stunden dort verbracht. Das war mit kleinem Kind, das besser nicht in der prallen Sonne spielen sollte, und ohne schattenspendende Ausrüstung aber keine Option.
Foz do Douro
Da steigt man lieber etwas früher aus dem Bus und verbringt etwas Zeit in Foz do Douro, was noch zum Gemeindegebiet Portos zählt und nur etwa 6km entfernt ist. Dort gibt es ein paar kleinere, zwischen schroffen Felsen gelegene Strände wie die Praia do Carneiro oder die Praia dos Ingleses.

Baden im Atlantik ist nichts für Warmduscher, da die Temperaturen selbst im Hochsommer in der Regel nicht mehr als 19 oder 20 Grad erreichen- vom Wellengang ganz zu schweigen.

Man kann von dem kleinen Ort gemütlich an der breit ausgebauten Strandpromenade entlang spazieren und dabei das Meer beobachten. Wer Lust auf richtige viele Schritte auf seiner Smartwatch hat, der kann sogar bis nach Matosinhos laufen.


Ein besonderes Highlight, wenn man auf den Bus und den Verkehr verzichten möchte, ist die Fahrt mit der Eléctrico. Die historische Stadtbahn erinnert an die Cable Car in San Francisco und fährt malerisch am Meer entlang. Sie wurde bereits 1895 als erste elektrische Stadtbahn der Iberischen Halbinsel in Betrieb genommen und eine Hin- und Rückfahrt nach Foz do Douro kostet 8€ (sogar mit Buggy sehr gut möglich).


Hinweis für die Rückfahrt: Da die Bahn sehr klein ist und über eine überschaubare Anzahl an Sitzplätzen verfügt, sollte man bereits ein paar Minuten vor der Abfahrt an der Haltestelle sein und sich in die (hoffentlich noch nicht allzu lange) Schlange einreihen, damit man noch einen Platz bekommt.

An der Endstation befindet sich der kleine Park Jardim do Passeio Alegre, in dem immer sonntags ein Kunsthandwerksmarkt stattfindet. Außerdem gibt es eine Minigolfanlage und viel Platz zum Spazieren und Verweilen.

Für die erster-Schlaf-des-Tages-Pause kann man sich dann mit Espresso und dem traditionellen süßen Gebäck „pastéis de nata“ eindecken.

Für alle, die es nachbacken möchten:

Rundgänge durch Porto
Man kann in Porto, das übrigens nur knapp 240.000 Einwohner hat und damit sogar kleiner als Karlsruhe ist, sehr gut durch die verschiedenen Stadtteile spazieren. Es gibt meist irgendwo einen Park und – natürlich – ein leckeres Restaurant, in dem man portugiesische Spezialitäten genießen kann.

Sardinen sind auf jeder Karte zu finden und sie haben sogar ein eigenes Ladengeschäft auf der Hauptstraße (in dem man aber bitte nichts kauft, da die exakt gleichen Sardinen im Supermarkt nur 1/3 des Preises kosten).


Bei durchgehend um die 20 Grad verbringt man einfach gerne so viel Zeit wie möglich draußen und es gibt auf jeden Fall immer etwas zu entdecken- vor allem, wenn die persönliche Google Map vor Sternchen nur so explodiert.

Die Stadt ist fast vollständig mit Kopfstein gepflastert und sehr hügelig (so konnte man sie früher sehr gut verteidigen). Mit dem Buggy war das teilweise wie eine kleines Workout. Dem Kleinen hat das Geholpere aber scheinbar gefallen, denn er saß sehr gerne im Wagen und hat gemütlich vor sich hingesummt.

Praça de Carlos Alberto
Ein schöner Ort in der Stadt ist, wie eingangs bereits erwähnt, die Praça de Carlos Alberto im Stadtteil Vitória mit der Carmo-Kirche, die von außen komplett mit blau weißen Fliesen überdeckt ist.


Die Kirche bildet auch den Beginn des spitz zulaufenden Platzes mit hübsch verzierten Bürgerhäusern, Cafés und Restaurants, der sich direkt um die Ecke unserer Unterkunft befindet.

An diesem Platz gibt es auch ein kleines Museum, in dem die typischen blau-weißen Kacheln ausgestellt sind. Es kostet keinen Eintritt und man kann dort, glaube ich, auch Fliesen kaufen.

Von dort geht auch die kleine Fußgängerzone (=Jakobsweg) ab, auf der etwas außergewöhnliches im Reiseführer empfohlen wurde: ein Sockenladen!

Ob es hier jetzt wirklich die besten Socken der Welt gibt, werden wir in ein paar Monaten berichten. Wir haben uns natürlich ordentlich eingedeckt!
Jardim da Cordoaria
Am nächsten Tag stand mal wieder ein Spaziergang durch die Stadt auf dem Programm, diesmal in und um einen schönen Park.

Der Jardim ist eine großzügige Parkanlage mit kleinem Teich in der Mitte und altem Baumbestand. Auch die Eléctrico fährt hindurch.

Es gibt hier die Installationen „treze a rir uns dos Outros“ (13 sich anlachende Männer) aus Bronze, die von den Einheimischen gerne mal als Betrunkene verspottet werden.

Auch ein kleiner Spielplatz ist in diesem Park zu finden, sodass man eine kurze Kinderwagenpause einlegen kann.

Wir fanden den Park sehr schön, da er weitläufig und abwechslungsreich ist und außerdem, wie sollte es anders sein, ein gutes und traditionelles Restaurant ganz in der Nähe ist, das Bilha Nova.


Als wir dort ankamen, waren wir noch die einzigen Gäste und konnten in Ruhe den Hochstuhl durch das ganze Restaurant schieben (Laufen lernen steht gerade hoch im Kure!). Gegen 13 Uhr wurde es dann aber richtig voll und immer, wenn wir in den nächsten Tagen daran vorbeigelaufen sind, war es gut besucht. Das beste: es waren Einheimische dort, was wohl dafür spricht, dass wir dort wirklich sehr gutes portugiesisches Essen genießen konnten.

Bacalhau ist Stockfisch- gesalzen, getrocknet und zäh. Diese portugiesische Spezialität gibt es bereits seit über 1000 Jahren und früher hat kein Schiff Porto verlassen ohne diesen getrockneten und somit lange haltbaren Fisch.

Wenn man den Fisch essen möchte, wird er vorher tagelang gewässert und kann dann wie frische Ware verwendet werden. „bacalhau com todos“ (Stockfisch mit Allem) wird mit Kartoffeln, Graupen, Kohl und Ei serviert und schmeckt richtig, richtig gut.

Um die Ecke von diesem Geheimtipp-Restaurant ist ein schöner öffentlicher Garten bzw. Aussichtspunkt (Miradouro do Passeio das Virtudes), von dem man eine traumhafte Sicht auf den Parque des Virtudes am steilen Hang, den Douro-Fluss und den Nachbarort Vila Nova de Gaia hat.

Sao Bento
Sao Bento ist der Hauptbahnhof von Porto. Da dort gerade eine neue U-Bahn-Linie gebaut wird, ist er umringt von Baustellen und erinnert an Stuttgart 21. Seinen Namen hat er von dem Gelände, auf dem sich vorher das Kloster Sao Bento der Ave-Marie befunden hat.

Das besondere an diesem Bahnhof: 20.000 Kacheln mit Geschichten der Stadt Porto zieren die Eingangshalle. Fast so schön wie damals, als ich mit dem Kunst-LK die Bahnhofshalle in Philippsburg verschönern durfte (Blogpost zu dieser schönen Stadt folgt! :)).


Fazit- eine Woche Porto
Porto ist ein Traum- das bestätigt jeder, der schon einmal dort war. Endlich können wir mitreden und können bestätigen: Ganz genau so ist es!

Wir haben uns in der Woche in Porto hauptsächlich von frischem Fisch in hervorragender Qualität ernährt. Vor allem bei Sushi und Sashimi merkt man, dass alles einfach super frisch und das Meer um die Ecke ist.

Aber auch die traditionellen Speisen, wie beispielsweise der Pulpo mit Kartoffeln, Oliven, Ei und Paprika, der in jedem Restaurant auf der Karte steht, sind einfach nur lecker.

Natürlich kann man die Tage auch mit touristischerem Sightseeing-Programm verbringen und die Kathedrale besichtigen, den Clérigos-Turm besteigen oder die Buchhandlung Lello für teures Geld und mit langen Warteschlangen besichtigen, seitdem sie mit Harry Potter in Verbindung gebracht wird, weil die Autorin zu Entstehungszeiten des Romans in Porto gelebt und dort als Englischlehrerin gearbeitet hat.


Von außen sind diese Bauwerke aber auch schon sehr beeindruckend und so haben wir es diesmal oft bei langen Spaziergängen und Schlendern durch die Stadt belassen und uns eher der kulinarischen Seite Portos angenähert (ok, ok, ich schiebe es nicht aufs Kind: lecker Essen und Trinken ist halt einfach unser Ding- und seins zum Glück auch 🙂 ).

Das Urlaubsgefühl kam auch dadurch auf, dass wir keine Termine im Kalender hatten und einfach so in den Tag leben konnten. So hatten wir auch ausreichend Zeit, das Kind beim Laufen und Sprechen lernen zu beobachten und mit ihm gemeinsam und entschleunigt ein neues Fleckchen Erde zu erkunden.

Die Rückreise war trotz des Abend-/Nachtfluges kein Problem und dank des kinderfreundlichen Flughafens konnte man die Wartezeit bis zum Abflug dort sehr gut und ohne Stress überbrücken.


Es war insgesamt ein toller Ausflug nach Portugal, der mit Sicherheit nicht der letzte gewesen ist. Dafür schmeckt der Portwein einfach zu gut 🙂

