Endlich mal wieder ein Städtetrip, aber diesmal ein ganz besonderer, denn:
Ein neues Reisekapitel wird aufgeschlagen: das Reisen mit Baby.
Viele Monate ist die letzte Flugreise nun schon wieder her und das Fernweh war groß. Doch wie wird das jetzt bloß mit unseren neuen „kleinen“ Herausforderung? Viele Fragen haben uns vorab beschäftigt: Können wir weiterhin so (viel) reisen wie als Paar? Müssen wir andere Dinge beachten? Was kann man einem Baby zumuten? Welche Orte sind geeignet, welche lassen wir noch ein paar weitere Jahre auf der Bucketlist?
Auf der Auswahlliste für die erste Flugreise gab es zunächst einen bunten Blumenstrauß an Destinationen. Wir sind dann nach dem Ausschlussverfahren vorgegangen und haben uns dabei an folgenden Kriterien orientiert:
- Flugdauer (max. 2-3 Stunden)
- Flugzeiten (nicht zu früh am Morgen und nicht zu spät am Abend)
- (medizinische) Infrastruktur am Reiseort (falls etwas Unvorhergesehenes passiert)
- und natürlich: reizt auch uns als Eltern das Reiseziel?

Unsere Wahl fiel schlussendlich auf KOPENHAGEN und im Nachhinein muss ich sagen: das war eine richtig gute Entscheidung! Warum? Die Dänen sind für ihre Kinderfreundlichkeit bekannt und das sind sie auch wirklich. Die medizinische Versorgung ist mit unserer vergleichbar. Die Flugdauer von anderthalb Stunden ist super gut mit Baby machbar (Hälfte schlafen, Hälfte spielen). Die Stadt versprüht mit ihrer direkten Lage am Wasser einen schönen Urlaubsflair, usw. usw.
Unterkunft

Die Ansprüche an eine Unterkunft sind als Familie etwas anders. Wenn man ein Baby hat, das früh ins Bett geht und man den Tag nicht gemeinsam schon um 19 Uhr beenden möchte, bietet es sich an, ein extra Zimmer zu haben. So kann das Baby ruhig schlafen und man selbst kann den Tag noch in Ruhe ausklingen lassen. Außerdem ist es gut, wenn Dinge wie ein Babybett, ein Hochstuhl, eine Wickelkommode und ausreichend Platz zum Spielen vorhanden sind. Leider bieten nur wenige Hotels solche Services an, daher haben wir uns für ein AirBnB entschieden.




Mit seiner Lage direkt am Fluss, der sich durch die Stadt schlängelt, fühlt man sich nicht wie bei einem typischen Städtetrip, sondern wie im Urlaub am Meer. Wir haben uns für die Wohnung einer Familie entschieden, die alle (unserer Meinung nach) erforderlichen Ausstattungsmerkmale automatisch erfüllt hat und das hat den Alltag mit Baby enorm erleichert. Wenn man die gleiche Babyschale auf dem TripTrap hat wie zu Hause, ein richtiges Babybett zum Schlafen und genug Platz, um die Spielsachen auch mal liegen lassen zu können, dann sind die Voraussetzungen für einen entspannten Aufenthalt mit Baby schon einmal gegeben.

Das Apartment liegt in Islands Brygge und ist sehr gut mit dem Wassertaxi zu erreichen. Die Bus und Metrostationen waren nicht direkt ums Eck, aber da das Wetter gepasst hat, haben wir Ausflüge einfach mit einem Schläfchen im Kinderwagen und einem Spaziergang verbunden. So ist man übrigens genau so schnell unterwegs wie wenn man den Weg über das Wasser wählt. Außerdem wohnen Freunde von uns direkt im Gebäude nebenan, sodass die Entscheidung dann sehr schnell gefallen war.

Things to do (and to eat)
Da wir mit einem sechsmonatigen, noch nicht mobilen Baby unterwegs waren, konnten wir die Programmpunkte (vielleicht zum letzten Mal) noch nach unseren eigenen Wünschen gestalten. Natürlich immer etwas an den Rhythmus angepasst, aber wir mussten noch keine Spielplatzbesuche oder Angebote für Kinder mit berücksichtigen.
Nyhavn

Ein typischer und daher auch sehr touristischer Spot ist Nyhavn, ein Hafenviertel mit wunderschön bunten Häusern, die über 300 Jahre alt sind. Es erinnert stark an Amsterdam und es gibt zahlreiche Restaurants und Bars (die man aufgrund der überteuerten Preise aber am besten meidet). Der bekannteste Mieter ist wohl der Dichter und Schriftsteller Hans Christian Andersen, der hier über 20 Jahre lang wohnte. Der Besuch dort lohnt sich auf jeden Fall und wenn man ein kleines Hüngerchen verspürt, dann läuft man am besten ein paar Straßen weiter, wo es weniger touristisch zugeht und man authentische Restaurants findet.
Smørrebrød

Eines davon ist das Aamanns 1921, das mehrere Standorte hat. Im 1921 findet man viel innerstädtischen Charme und das berühmte, und sogar von Michelin empfohlene, Smørrebrød in verschiedenen Variationen. Eine ist besser als die andere, man kann beim Bestellen also nichts falsch machen. Ein Highlight ist definitiv die Heringsplatte, auf der man unterschiedlich angemachten Hering findet und sich sein Smørrebrød selbst belegen kann.

Hier sind die belegten Sandwiches auf jeden Fall kleine Kunstwerke und man traut sich fast nicht, sie zu essen. Man isst sie übrigens mit Besteck (alles andere würde in einer riesen Sauerei enden).
Reffen
Ein weiteres kulinarisches Highlight ist Reffen, ein großer Platz, auf dem sich viele unterschiedliche Imbisse in Containern befinden. So kommt jeder auf seinen Geschmack, seien es mexikanische Tacos, amerikanische Burger, asiatische Poke Bowls oder französische Crêpes.

Der Betreiber dieses Foodcourts macht es ganz schön schlau: Er kauft zunächst große Grundstücke, die er bebauen möchte. Bevor der Bau beginnt, vermietet er den Platz allerdings an die Imbisse, die dort für wenig Geld ihre Leckereien in Containern verkaufen können. Sobald es dann mit dem Bau von meist mehrstöckigen großen Gebäuden direkt am Wasser losgeht, zieht Reffen auf ein anderes Grundstück um, das bereits für das nächste Projekt gekauft wurde. So findet man diesen Foodmarket also alle paar Jahre an einem anderen Ort wieder.

Kleiner Insidertipp, um Bauchschmerzen nach dem Essen zu vermeiden: die dänischen Lebensmittelkontrolleure testen regelmäßig die hygienischen Zustände der Containerimbisse und veröffentlichen anschließend die Ergebnisse. Die Betreiber sind verpflichtet, die Ergebnisse gut sichtbar am Verkauf auszuhängen, sodass man vor dem Bestellen immer mal kurz einen Blick auf das Zettelchen werfen und nach lachenden Smileys Ausschau halten sollte. Mein Sushi hat den Hygiene- und Geschmackstest auf jeden Fall bestanden.
Torvehallerne

Ein richtig leckerer Foodmarket befindet sich im Nansengarde- Kvarteret und hat ein ähnliches Konzept wie Reffen, nur indoor und etwas hochwertiger. Man kann hier auch Lebensmittel einkaufen und außerdem, wie sollte es anders sein, leckeres Smørrebrød genießen. Bei Hallernes Smørrebrød gibt es die allerbesten und schon beim Anblick der Auslage läuft einem das Wasser im Mund zusammen.

Was man beim Essen gehen in Dänemark generell beachten sollte, ist, dass man tief in die Tasche greifen muss. Im Schnitt ist alles rund 30% teurer. Die Gehälter sind dementsprechend angepasst, aber wenn man als kleiner deutscher Tourist um die Ecke kommt (einer sogar mit sparsamen schwäbischen Wurzeln), dann muss man bei einer Rechnung von 80 Euro für 4 Smørrebrød und 2 Getränken doch etwas schlucken. Sie sind aber einfach zu lecker, um darauf zu verzichten.
Ein Tipp noch für Reisen mit Baby: direkt neben den Torvehallerne befindet sich der Orstedsparken, in dem man wunderbar spazieren gehen kann.

Kødbyen

Um die Liste an guten Essensmöglichkeiten komplett zu machen, muss man definitiv noch das Meatpacking District (dänisch: Kødbyen) anführen. Wie der Name schon sagt, war hier früher die Fleischindustrie von Kopenhagen zu Hause und hat sich nun zu einem neuen und kreativen Quartier von Restaurants, Gallerien und pulsierendem Nachtleben verwandelt.
Das Restaurant Fiskebar war eines der ersten, das die alte Struktur aufgebrochen und dabei geholfen hat, das Meatpacking District zu seinem heutigen Charme zu füllen. Hier sollte man aufgrund seiner Beliebtheit unbedingt vorher reservieren (was sprachlich übrigens in ganz Dänemark kein Problem darstellt, da die Dänen ganz hervorragend Englisch sprechen). In der Fischbar gibt es super leckere Fischgerichte, die nicht ganz preiswert, aber jede Krone wert sind.


Wenn man genug von Fisch hat und stattdessen auf Fleisch und gleichzeitig etwas legereres umsteigen möchte, sollte man dem Warpigs Brewpub einen Besuch abstatten. Hier gibt es diverses Fleisch mit Beilagen und außerdem 22 verschiedene Biere on tap.
Interior Heaven
Wir lieben den nordischen Einrichtungsstil, daher standen auf jeden Fall auch Besuche bei tollen dänischen Labels auf dem Programm. Wie praktisch, dass es dazu das passende Geburtstagsgeschenk gab:

Und was soll ich sagen? Es war wie das (Einrichtungs)paradies auf Erden. Wären wir nicht mit dem Flugzeug hier, hätten definitiv auch größere Möbelstücke ein neues Zuhause gefunden. So wurde es immerhin das ein oder andere kleine Designobjekt von Hay, Ferm Living oder Normann Copenhagen.

Besonders ein Ausflug zu Ferm Living lohnt sich, da sich das Label im Viertel hinter der Oper befindet, das auf jeden Fall auch so einen Besuch wert ist. Man kann das auch sehr gut mit einem Essensstopp bei Reffen verbinden, das noch eine weitere Station nördlich mit dem Wassertaxi entfernt liegt.
Die anderen Läden liegen in der Innenstadt und haben oft tolle Ausstellungsräume, die fast ein Museum of Modern Arts sein könnten. Auch hier lohnt es sich, ein paar Schritte weiter in Seitenstraßen zu gehen, da sich dort kleinere dänische Geschäfte angesiedelt haben. Wir haben so auf jeden Fall auch immer einen Ort gefunden, an dem wir uns zur Stärkung eine frische Homemade Lemonade gegönnt haben.

Doch nicht nur Innendesgin können die Dänen: egal, wohin man schaut- überall gibt es besondere Gebäude. Besonders die Hochhäuser sind echt Hingucker und so macht ein Spaziergang durch Kopenhagen gleich doppelt so viel Freude.


Amager Strandpark
Kopenhagen liegt direkt an der Küste, daher geht immer ein leichter (und manchmal auch sehr starker) Wind. Im Vergleich zu den heißen Temperaturen in Deutschland war das eine willkommene Abwechslung. Ohne Baby hätten wir vermutlich auch mal einen Tag am Amager Strand verbracht- so hat es immerhin für einen kurzen Abstecher gereicht. Von hier aus sieht man das schwedische Städtchen Malmö, das durch eine ober- und unterirdische Brücke mit Kopenhagen verbunden ist.

Außerdem kann man hier, wie es für die nordischen Länder typisch ist, auch in vorgelagerten Saunahäusern saunieren und sich dann direkt im kühlen Meer ab“kneippen“. Da das fast schon ein Teil des Kulturgutes ist, sollte man besonders in den Wintermonaten unbedingt lange im Voraus reservieren, um einen der heißbegehrten Plätze zu ergattern. Ich habe das vor Jahren bereits in Malmö gemacht und muss sagen: ein absolutes Must-Do und ganz besonders schön in den Abendstunden, wenn es draußen schon dunkel ist.

Und das war sie nun- unsere erste Flugreise mit Baby. Ein Resümee?- Es war ein voller Erfolg! Wir haben insgesamt fünf Tage in Kopenhagen verbracht und uns wurde nicht langweilig, auch und insbesondere durch die gemeinsame Zeit mit unseren Freunden dort.
Durch sie haben wir auch vom unglaublich leckeren und erfrischenden dänischen Dessert Koldskål erfahren, einer buttermilchähnlichen Milchkaltspeise, in das kleine runde Butterkekse getaucht werden. Rezept ist bereits abgespeichert und wird sicher bald zu Hause nachgekocht!

