Die Niederlanden sind einfach immer eine Reise wert – daher zieht es uns seit ein paar Jahren im Sommer immer wieder dorthin. Das Wetter ist aufgrund der kühlen Brise vom Meer einfach sehr angenehm hier und das ist mit kleinem Kind Gold wert. Auch, wenn man denkt, dass man schon alles gesehen hat, entdeckt man auf jeder Reise doch wieder ein wunderschönes neues Fleckchen. Uns hat es diesmal in die Gegend von Den Haag, Rotterdam und Delft verschlagen.

Bei der Unterkunft haben wir uns wieder für ein AirBnB entschieden, da man hier alles hat, was man für einen entspannten Urlaub braucht, ohne den gesamten Hausstand im Auto mitnehmen zu müssen.
Wir sind im Haus einer Familie mit drei Kindern untergekommen, dementsprechend hoch war der Aufforderungscharakter auch für unser Kind. Es gab kostenlose Parkmöglichkeiten in einem großen Stadtgebiet, ausreichend Zimmer, einen kleinen Garten, viele Spielsachen und immer etwas zu entdecken. Das interessanteste waren dieses Mal allerdings die Treppen, von denen es in diesem dreistöckigen, typisch niederländisch verklinkerten Haus zum Glück zu Genüge gab.


Wir haben uns hier von Beginn an wie zu Hause gefühlt und konnten die 10 Tage in Den Haag sehr entspannt genießen. Gleich um die Ecke beginnt die gemütlich Einkaufsstraße „De Fred“ mit vielen Boutiquen, Restaurants und Supermärkten.
Wir haben dieses Mal außerdem die Fahrräder mitgenommen, da das Haus in der Nähe des 11km langen Strandes lag und wir auch sonst sehr vieles mit dem Rad erkunden konnten- Allein in Rotterdam gibt es 600km Radwege. Sogar der Reisebuggy hat auf dem Gepäckträger Platz gefunden, so dass wir dann auch am Zielort alles dabei hatten, was wir brauchen.

Den Haag
In Den Haag, der grünsten und drittgrößten Stadt der Niederlande, gibt es einiges zu sehen, wie beispielsweise sehr renommierte Museen, die auch das ikonische Gemälde „Mädchen mit den Perlenohrringen“ beheimaten. Den Haag ist außerdem die Residenz des Königshauses sowie Sitz der Regierung und internationaler Botschaften.
Unser Fokus lag weniger auf den typischen touristischen Sehenswürdigkeiten, als vielmehr auf netten Strandpavillons, ansprechenden Spielplätzen und malerischen Fahrradrouten. Natürlich kommt man dabei dennoch an vielen Sightseeing Spots vorbei, wie beispielsweise am wahrscheinlich berühmtesten: dem internationalen Gerichtshof.

Dieser ist im Friedenspalast beheimatet und teilt sich die vielen Zimmer mit dem Ständigen Schiedshof, der Haager Akademie für Völkerrecht und einer bedeutenden Völkerrechtsbibliothek und gilt als beliebtes Touristenziel.
Aber auch Europol und verschiedene internationale Kriegsgerichte finden in Den Haag ihren Platz.

Wenn man einen guten Überblick über die Stadt haben möchte, fährt man am besten ins Zentrum und besteigt dann den kostenlosen Aussichtsturm am Buitenhof.

Er hat zur Freude des Kindes sehr viele Treppen und man wird, oben angekommen, mit einem tollen Ausblick über die Stadt belohnt.



Unten hat man sich dann natürlich eine Belohnung verdient und was eignet sich dafür besser als ein leckeres Eis bei „Het Ijskabinet“?


Die Innenstadt selbst lädt zum Verweilen ein, es gibt schöne Geschäfte, in die es einen hineinzieht (zum Glück ist noch Platz im Auto) und viele leckere Restaurants.
Eines davon ist das indonesische Restaurant „Istana“. Jetzt fragt man sich vielleicht: Bitte was? Indonesische Küche in den Niederlanden? Ja, ganz genau! Die Niederlande hatten früher eine Kolonialherrschaft in Indonesien und diese Einflüsse spürt man heute noch in der Küche. Es gibt sogar Leute, die extra wegen der guten und authentischen indonesischen Gerichte über die Grenze fahren.

Um bei einem Besuch ein möglichst breites Angebot probieren zu können, sollte man unbedingt die „Rijstafel“ bestellen. Diese ursprünglich in Indonesien unbekannte Art eines Festmahls wurde von den Niederländern während ihrer Kolonialherrschaft in dem Land eingeführt, um in Form eines Buffets auf einer langen Tafel verschiedene Gerichte zusammenzubringen. Man bekommt also eine Auswahl an warmen und kalten Speisen in kleinen Schüsseln und kann von allem mal kosten. Problem dabei: am Ende kann man sich nicht entscheiden, was nun am besten geschmeckt hat.

Das Restaurant liegt übrigens in Chinatown, was man unschwer an den großen Toren erkennen kann. Diese sind übrigens die ersten echten chinesischen Tore auf europäischem Boden.

Wenn man anstatt essen zu gehen lieber selbst kochen möchte, dann sollte man einen Besuch auf dem „Haagse Markt“ einplanen. Er befindet sich im Stadtteil Schilderswijk etwa 2km südlich des Zentrums und es gibt zwei Bereiche mit durchschnittlich 450 Ständen und bis zu 40.000 Besuchern täglich: einen flohmarktähnlichen, in dem man vom Kochlöffel bis zum Nachthemd alles kaufen kann und einen foodie-Himmel mit frischem Obst und Gemüse, Backwaren, Fleisch und fangfrischem Fisch.

Ein kreatives Händchen am Herd zu haben schadet bei diesem Einkauf nicht und so haben es neben Garnelen und Jakobsmuscheln auch Rochenflügel in unsere Einkaufstasche geschafft. Kombiniert mit Couscous und einer hellen Kapernsoße ist das ein Gedicht! Mein Part in der Küche besteht dann aus dem Öffnen (und Helfen beim Leeren) der Weinflasche 🙂

Wenn man übrigens anstatt essen zu gehen oder selbst zu kochen lieber den Lieferdienst ruft, sollte man für leckere Pizza das Restaurant Pastanini und für besonderes Sushi mit außergewöhnlichen Kreationen das Ohmu Sushi vormerken.
Ein weiterer Shoppingtipp (oder einfach schön anzusehen) ist „De Passage“. Es handelt sich dabei um ein Einkaufszentrum, das so auch in Mailand stehen könnte, und Den Haag rühmt sich damit, das einzige Exemplar einer solchen überdachten Passage in den Niederlanden zu beherbergen.


Wir hatten während des gesamten Urlaubs tolles Wetter und daher stand oft auch ein Strandtag auf dem Programm. Mit dem Fahrrad ist dieser in nur wenigen Minuten erreichbar (Scheveningen Noorderstrand, auf Höhe des heutigen Luxushotels Kurhaus) und so konnte man auch mal nur einen kurzen Abstecher gepaart mit einem kühlen Getränk dorthin unternehmen.

Am Strand gibt es viele Pavillons, die neben ihrem Restaurantbetrieb auch Daybeds, Liegen und Schirme vermieten. Wer sich die 30-50€ pro Tag für ein Bett am Strand sparen möchte, der setzt sich einfach in einen der Strandstühle und bestellt sich im Pavillon etwas zu Essen oder Trinken- und schon sind die Sitzgelegenheiten umsonst.

In Strandnähe gibt es sowohl eine gute Option, frischen Fisch zu kaufen (bei Roeleveldvis), als auch ein leckeres Restaurant, um guten Fisch zu essen. In diesem Fall: Callao Cevicheria by Jamie Pesaque. Es ist ein bisschen schicker und wenn man draußen sitzt, hat man einen tollen Blick auf den Hafen.

Wie der Name des Restaurants schon sagt, bestellt man sich hier am besten eine Ceviche. Jede Kombination liest sich toll und unsere Auswahl war absolut empfehlenswert!


Solche Tage, die man zum Großteil draußen verbringt, gelingen mit Kleinkind nur, wenn man auch Programmpunkte speziell für ihn einbaut. So wurde zum Beispiel jeder Mittagsschlaf zu Hause abgehalten (=Füße hochlegen für manchmal doch sehr erschöpfte Eltern) und wir haben unterwegs auch viele tolle Spielplätze entdeckt.
Das Highlight ist der Minibauernhof „Stadsboerderij ‚t Waaygat“ mitten in der Stadt. Es gibt dort neben einem Spielbereich eine begehbare Weide mit Schafen, Ziegen, Hühnern, Hasen und Kühen. Während unseres Aufenthalts wurde sogar ein kleines Kälbchen geboren.

Die Kinder können dort neben und mit den Tieren spielen und auch helfen, den Stall sauber zu machen oder zu füttern. Im Inneren gibt es noch Meerschweinchen und Mäuse.

Wirklich besonders, was hier für Kinder geboten wird, daher waren wir auch mehr als ein Mal dort.

Ein weiterer schöner Spielplatz ist ein kleiner Geheimtipp, da man ihn auf den ersten Blick gar nicht als solchen erkennt. Im Stadtteil Willemspark geht man in der Cantaloupenburg 26 in den Hinterhof und findet dort einen ruhigen kleinen Spielplatz vor.


An unserem letzten Abend in Den Haag, der gleichzeitig auch unser Hochzeitstag war, haben wir uns einen Tisch im Restaurant „Dekxels“ reserviert. Es liegt in einer schönen kleinen Straße, die zum Flanieren einlädt und optional kann man schräg gegenüber am Wochenende noch die „Oyster Happy Hour“ als Apero mitnehmen.




Das Konzept des Restaurants mit europäisch-asiatischer Fusionküche ist so einfach wie genial: es gibt verschiedene kleine Gerichte zur Auswahl, die zum Teilen gedacht sind. Wie bei einer bunten Tapas-Platte bestellt man sich mehrere Gerichte (3 pro Person werden empfohlen) und hat dann eine tolle Auswahl auf dem Tisch. Das ist perfekt, weil sich die Karte so gut gelesen hat, dass man am liebsten alles probiert hätte- und so kommt man immerhin auf 6 Gerichte + Dessert. Es war das kulinarische Highlight unseres Trips und der super freundliche Service hat den Abend noch abgerundet.
Rotterdam
Nur 40 Minuten mit dem Auto oder 20 Minuten mit der Bahn von Den Haag entfernt liegt Rotterdam. Wir konnten uns anfangs nicht entscheiden, in welchen von beiden Orten unsere Unterkunft liegen soll, daher war es ganz klar, dass wir der zweitgrößten Stadt der Niederlanden mit knapp 650.000 Einwohnern einen Besuch abstatten.

Die Innenstadt von Rotterdam wurde im zweiten Weltkrieg von deutschen Fliegerbomben fast vollständig zerstört. Beim Wiederaufbau wurde mit der Lijnbaan die erste Fußgängerzone der Welt angelegt und, für Europa zu dieser Zeit ungewöhnlich, die ersten Wolkenkratzer gebaut. Das hat Rotterdam auch den Spitznamen „Manhattan an der Maas“ eingebracht.

Ganz oben auf unserer Liste stand die einzige bewohnbare Foodhalle der Welt, die „Markthal“, die mit ihrer hufeisenförmig gewölbten Fassade schon von außen sehr imposant wirkt.

Das ist allerdings nichts im Vergleich zu innen, wo man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt.

Die Decke ist kunterbunt mit farbenfrohem und überdimensionial großem Obst, Gemüse, Blumen und Meerestieren verziert und durch die beiden großen Fensterfronten an Vorder- und Rückseite des Gebäudes fällt das Licht wunderbar hinein.

An den über 100 Markständen findet man von Käse & Cocktails über Krabben und Kroketten alles, was das kulinarische Herz begehrt.

Direkt nebenan gibt es eine weitere Attraktion- die 13 Kubuswohnungen des Architekten Piet Blom, in denen wirklich Menschen wohnen, auch wenn man sich das nur schwer vorstellen kann. Sie sind so entworfen, dass sie jeweils auf einer ihrer Spitzen balancieren.

Vor den Kubushäusern liegt das älteste Hafenbecken Rotterdams, in dem die historischen Schiffe allerdings fest vor Anker liegen.
Abgeschlossen haben wir unseren daytrip nach Rotterdam mit einem Spaziergang am Wasser in der Nähe der Erasmusbrücke. Am besten deckt man sich davor noch mit DEM besten Eis der Welt ein (Waffelbecher mit Schokoladenseite innen!!), dann schafft man auch noch ein paar Meter mehr.

Was wir nicht mehr geschafft haben, aber sicher auch einen Besuch wert ist, ist zum einen ein Besuch im naturnahen Tierpark „Diergaarde Blijdorp“ und zum anderen das Museumsdepot „Boijmans van Beuningen“, das von außen einer riesigen Schüssel ähnelt, in deren Fassade sich Stadt und Besucher spiegeln. Das Innere kann man im Rahmen einer halbstündigen und kostenlosen Führung besichtigen und den Besuch mit der tollen Aussicht des grünen Daches beenden.

Delft
Dieser kleine Underdog mit einer der besten Universitäten des Landes, in der sich zufälligerweise Bekannte von uns kennen und lieben gelernt haben, liegt genau zwischen Den Haag und Rotterdam und hat uns absolut positiv überrascht.

Wenn man mit dem Auto kommt, parkt man am besten in der modernen und großzügigen Tiefgarage Zuiderpoortgarage (Zuidwal 14), die direkt im Zentrum liegt und preislich in Ordnung ist.
Jeden Donnerstag findet in Delft seit dem 12. Jahrhundert ein großer Markt auf einem der, laut Reiseführer, schönsten und größten Marktplätze Europas statt, dessen Besuch sich auf jeden Fall lohnt. Er wird eingerahmt vom historischen Stadthuis, der Nieuwe Kerk und vielen edlen Häusern mit bunten Markisen.

An der Stirnseite des Marktplatzes befindet sich die Nieuwe Kerk („Neue Kirche“), die mit ihren 650 Jahren nicht wirklich neu ist, aber eben ein paar Jahre jünger als die andere Kirche der Stadt und außerdem Grabstätte des niederländischen Königshauses ist. Man kann dort für 6€ Eintritt die 376 Stufen des Kirchturmes besteigen und hat, wenn man wieder zu Puste kommt, eine traumhafte Sicht über die Stadt. Die Treppen sind sehr steil und eng und es kommt noch dazu häufig Gegenverkehr, also ist es leider nicht für Kleinkinder geeignet. Diese sind besser unten beim Fischstand mit leckeren kleinen „Kibbelings und Frieten“ aufgehoben.


Man kann anschließend noch ein bisschen durch die kleine Stadt mit ihren Grachten schlendern, Dille&Kamille einen Besuch abstatten (der Platz im Auto schrumpft), unter den Platanen einen Kaffee trinken oder über einer der 80 Brücken flanieren, die die 11 Inseln der Delfter Innenstadt miteinander verbinden.


Und so schnell gehen knapp zwei Wochen Urlaub vorbei. Da die Route von Süddeutschland mit Pausen circa 7 Stunden dauert, haben wir jeweils einen Zwischenstopp mit Übernachtung eingeplant. Auf dem Hinweg konnten wir bei Freunden in Köln unterkommen und auf dem Rückweg hat uns das 25hours Hotel in Düsseldorf beherbergt. So konnten wir die Strecken sehr gut und entspannt zurücklegen.

Die Niederlanden haben uns einmal mehr von sich überzeugt und wir können nur jedem ans Herz legen, sich die Ecke um Den Haag, Delft und Rotterdam einmal genauer anzuschauen.
