Aufgrund der Pandemie und der damit verbunden Planungsunsicherheit bzw. Reiseunsicherheit generell haben wir uns für diesen Sommer wieder für eine Urlaubsreise mit dem Auto sowie stornierbaren Unterkünften entschieden. So hatten wir im Zweifel noch die Möglichkeit, alles kurzfristig zu canceln bzw. umzuplanen. Glücklicherweise ist dieser Fall nicht eingetreten, sodass ich hier nun von unserer Reise entlang der Côte d’Azur berichten kann.

Vom Süden Deutschland ist man mit einer Tagesreise von ca. neun Stunden bereits an der französischen Mittelmeerküste und diese Entfernung kann man durchaus an einem Stück zurücklegen. Wir haben uns jedoch für eine entspannte Hinreise entschieden und daher einen kleinen Zwischenstopp in Valence eingelegt. Valence gilt als nördliches Tor zur Provence, wo wir unseren letzten Urlaub verbracht haben. Wir haben dort abends an der Rhône noch einen kleinen Sundowner zu uns genommen und dann lediglich die Nacht dort verbracht, um am nächsten Tag noch die restliche Strecke von ungefähr drei Stunden bis an die Küste zurückzulegen.
Saint-Mandrier-sur-Mer
Das Ziel lautete: Saint-Mandrier-sur-Mer, eine kleine Gemeinde mit 6000 Einwohnern. Wir haben uns in diesem Fall aber nicht für den Ort, sondern für die Unterkunft entschieden. Ich denke, die folgenden Eindrücke sprechen Bände und bedürfen keiner weiteren Erklärung.



Es war eigentlich kein Ferienhaus, sondern zwei Ferienhäuser, die über mehrere Außenbereiche miteinander verbunden sind. Im oberen Häuschen war das Schlafzimmer und das Bad mit direktem Zugang in den privaten Pool untergebracht und wenn man die Stufen herunterlief, kam man im weitläufigen Wohn-/Essbereich an. Dieser hatte einen atemberaubenden Blick aufs Meer zu bieten und nicht selten haben wir einfach nur die Liegestühle in Richtung Horizont ausgerichtet und vor uns hingeträumt. Natürlich musste dort auch die Matte ausgerollt und eine Runde Yoga mit einer angenehm leichten Meeresbrise praktiziert werden.

Auch das Essen, das dank meines Mannes auch im Urlaub wieder mit kulinarischen Höhepunkten auf den Tisch kam, aß sich mit solch einem Ausblick natürlich noch besser. Dank des Fischermarktes im Hafenbereich kamen oft frische Austern, aber auch mal ein Rochen, Calamar oder eine Dorade auf den Teller.


Neben dem direkten Zugang zum Meer, das man über eine Treppe nach einer Minute erreichte, gab es auch noch einen Pool in der Unterkunft, den wir täglich nutzten. Gerne auch mal über einen Sprung direkt aus dem Badezimmerfenster heraus. Was für ein Spaß!


Ausflug auf die Île des Embiez
Was man an der Côte d’Azur auch ganz wunderbar machen kann: Boot fahren! Dank der vorhandenen Reviererfahrung wussten wir, wo unsere Ausfahrt hingehen sollte: von Sanary-sur-Mer aus zur Île des Embiez. Das Boot, auf das unsere Entscheidung am Ende fiel, ist sogar ganz ohne Berechtigungsschein ausleihbar, es schadet jedoch nicht, vorher schon einige Erfahrung auf dem Wasser gesammelt zu haben. Es gibt zahlreiche Bootsverleihe vor Ort, empfehlenswert ist Sanaboat und auch die Preise dort sind ganz angemessen.

Da es sich um ein Solarboot handelte, hielt sich die maximale Geschwindigkeit in Grenzen, aber das hat überhaupt nicht gestört, weil man die Fahrt zu Île des Embiez dann noch mehr genießen konnte. Man kann auch dort eine schöne Wanderung über die Insel machen und hat dann einen tollen Ausblick auf das leuchtend blaue Wasser darunter.

Gassin
Nur schwer konnten wir uns vom traumhaften Zuhause in Saint-Mandrier-sur-Mer trennen und uns weiter auf den Weg an der Küste entlang machen. Der nächste zweitägige Stopp galt Gassin, einem Dorf, das mit seinen verwinkelten Gassen und alten Häusern seinen ursprünglichen provenzalischen Charakter erhalten hat. Sehenswert ist die im wörtlichen Sinn herausragende Lage, die einen Rundblick über Weinberge, Wälder und den Golf von Saint-Tropez bietet.

Hier stand eigentlich nur eines auf dem Programm: einmal die weltbekannte Bouillabaisse essen, im Idealfall kombiniert mit Brotscheiben und Rouille. Für alle, die anfangs erstmal so fragend schauten wie ich: es handelt sich um eine Fischsuppe mit Fischeinlage und Brot mit einem sämigen gelbroten Dip.

Aufgrund der Nähe zu St. Tropez stand natürlich auch dort ein Stopp bzw. Strandtag an. Ursprünglich wollten wir dazu an den berühmten Strandabschnitt Pampelonne, wo sich die Schönen und Reichen (und dann eben auch wir haha) tummeln. Doch da wir sehr kurzfristig einen Tag vorher die Liegen in den Beachbars reservieren wollten, wurden wir mit den gespielt mitleidigen Worten „Sorry, we are fully booked“ abgewimmelt. Zu unserem großen Glück, wie man im Nachhinein sagen muss: je nach Liegenreihe zahlt man hier nämlich mindestens 40 Euro für eine Liege und teilweise sogar über 100 Euro für eine gemeinsame Sonnenliege für zwei Personen. Natürlich ist die Verpflegung hier noch nicht eingerechnet – für ein Wasser muss man hier im Schnitt 8 Euro hinblättern und von den Essenspreisen wollen wir gar nicht erst anfangen. Was haben wir also stattdessen gemacht? Im Supermarkt einen großen bunten Sonnenschirm für 17 Euro gekauft und uns einen anderen Strand für den entspannten Sonntag ausgesucht.

Unsere Wahl fiel auf eine kleine Bucht zwischen den Stränden l’Escalet und Taillat. Diese konnte man nur über eine knapp halbstündige Wanderung über einen felsigen Pfad zu Fuß erreichen und sie ist daher im Vergleich eher ruhig und nur von wenigen Wanderern bevölkert. Man parkt einfach auf dem hinteren der beiden öffentlichen Parkplätze am Strand von l’Escalet (4,50 Euro pro Tag) und folgt dann dem Wanderweg. Da wir an einem Wochenende dort waren, kamen um die Mittagszeit doch noch ein paar mehr Menschen dazu, aber es war immer noch angenehm und man konnte mehr als ausreichend Abstand zu seinen Nachbarn halten.

Belohnt wird man mit azurblauem Wasser und weißen Stränden, die flach ins Meer abfallen- dafür nehmen dann sogar wir diese insgesamt einstündige Wanderung auf uns. Am besten packt man auch seine Schnorchelausrüstung ein, da sich im kristallklaren Wasser viele Fische und Pflanzen tummeln. Am Strand kann man sich mit angespültem Treibholz einen kleinen Sonnenschutz bauen und so einen entspannten Tag in seiner kleinen Höhle verbringen.


St. Tropez
Wenn also nun schon der Schickimicki-Strand in St. Tropez ausfallen musste, so haben wir der Hauptstadt des Dolce Vita dennoch einen Besuch abgestattet.
Man startet die Tour mit einem Spaziergang durch den vielbestaunten Jachthafen, den man automatisch auf dem Weg vom öffentlichen Parkplatz in die Stadt passiert. St. Tropez zählt im Sommer bis zu 100.000 Tagestouristen- aufgrund von Corona waren es nun sicher etwas weniger, aber dennoch war einiges los.
Auch hier findet sich der typische Baustil wieder und man kann ewig durch die kleinen Gassen in der Altstadt mit den ockerfarbenen Fassaden und verschachtelten Dächer laufen und entdeckt immer wieder ein neues schönes Plätzchen. Zweimal pro Woche findet auf dem Place de Lines, auf dem man normalerweise die Boulespieler des Ortes antrifft, ein Markt statt und samstags außerdem ein Flohmarkt.
Ein sehr gutes und preislich nicht allzu teures Mittagessen kann man in der Brasserie Tropézienne zu sich nehmen. Es ist ein echter Geheimtipp, da es etwas versteckt liegt und daher nicht überlaufen ist. Wir sind beim ersten Mal sogar daran vorbeigelaufen und haben uns dann umso mehr gefreut, dass es sogar einen schönen und noch versteckteren Außenbereich gibt. Besonders empfehlenswert: Lachstartar mit knackigem Salat.

Èze

Für den letzten Teil des Urlaubs sind wir noch ein weiteres Stück Richtung Osten gereist. Auch diesmal hat uns die Unterkunft im Vorfeld so sehr angesprochen, dass wir entschieden haben, dort eine Woche zu verbringen. Das Örtchen Èze ist aufgeteilt in einen Teil direkt am Meer und einen anderen Teil auf dem Berg (Èze-sur-Mer und Èze Village) und wir waren in einem der Häuschen am Hang von Èze-sur-Mer untergebracht.




Die Unterkunft von Anne Marie ist sehr liebevoll gestaltet und obwohl die Gastgeber direkt im Haus darüber leben, hat man größtmögliche Privatsphäre. Auch hier gab es einen kleinen Pool und einen tollen Ausblick aufs Meer. Die Unterkunft, das Cabanon d’Isidore, ist wie ein kleines Gartenhäuschen, das mit allem ausgestattet ist, was man für den täglichen Bedarf braucht- wir mussten an den ersten Tagen nichtmal einkaufen gehen, weil der Kühlschrank so gut gefüllt war. Nicht umsonst hat Anne Marie bei AirBnB durchweg 5-Sterne-Bewertungen, was wirklich eine Leistung ist, wie ich aus Erfahrung als Gastgeberin sagen kann.
Fährt man noch etwas weiter den Berg hinauf, gelangt man nach Èze Village, einem mittelalterlichen Bergdorf hoch über der Küste. Solche Dörfer werden auch nie d’aigle, Adlerhorst, genannt, deren erhöhte Lage auf schroffem Felsen auch heute noch beeindruckt. Hier gibt es einen knapp 2 Kilometer langen Wanderweg, um die mehr als 400 Höhenmeter zu überwinden. Die Fahrt mit dem Auto bis ganz nach oben ist allerdings durch die engen Serpentinen auch schon abenteuerlich genug und man kann die 2 Stunden auch nutzen, um einen kleinen Spaziergang durch Èze Village zu machen.


Am höchsten Punkt des Ortes stand einst eine Burg, die im 12. Jahrhundert erbaut wurde. Von dieser blieben allerdings nur Ruinen übrig- doch von der Felskuppe bietet sich ein atemberaubender Ausblick über die gesamte Riviera. Zur Burgruine selbst gelangt man allerdings nur, wenn man auch den Eintritt für den „Jardin Exotique“ zahlt, dafür gibts dann noch ein paar exotische Pflanzen umsonst als Fotomotiv dazu.

Nizza
Von Èze nach Nizza ist es nur knapp eine halbe Stunde, sodass man unbedingt auch hier einen Tagesausflug einplanen sollte. Am besten reserviert man sich zum späten Mittagessen einen Tisch und isst ein typisch französisches 3-Gänge-Menü, das zur Mittagszeit oft nur um die 30 Euro kostet. Davor hat man dann ausreichend Zeit, den Markt in der Nähe der Strandpromenade zu besuchen und dort ein bisschen zu schlendern.

Ist man am Ende des Marktes angekommen, läuft man einfach noch etwas weiter die Straße entlang, bis man vor dem Hausberg Nizzas steht.

Man kann dann entweder einen geschlängelten Fußweg hochwandern, oder sehr viele Treppen nehmen oder auch den (kostenpflichtigen) Aufzug benutzen. Wir haben uns für die Treppen entschieden und wurden mit einem wunderbaren Ausblick belohnt. An der Strandpromenade, die man von oben sieht, kann man dann kilometerweit entlang schlendern. Und wenn man zu sehr ins Schwitzen kommen sollte, kann man sich einfach durch einen Sprung ins kühle Nass erfrischen und danach in Ruhe weiter Nizza erkunden.

Auf dem Weg zurück in die Innenstadt kommt man beim Miroir d’Eau vorbei, einer knapp 3000m2 großen Fläche aus Granitplatten, auf die in regelmäßigen Abständen Wasser durch plötzlich hochschießenden Fontänen strömt und wieder abfließt. Nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene ein schönes Schauspiel.

Valbonne
Ein weiterer und leider auch letzter Tagesausflug hat uns nach Valbonne geführt, um dort den schönen Markt zu besuchen. Man erkennt ihn unschwer an den bunt dekorierten Bögen an allen Eingangsbereichen.

Hier haben wir, nachdem wir auf dem Markt eine handgemachte Schüssel eines local art-Händlers erstanden haben, dann auch endlich die für diese Region typische kulinarische Spezialität socca, leckere dünne Kichererbenfladen, probiert. Mir waren sie etwas zu fettig, aber wir haben eine Zubereitungsmischung für Zuhause mitgenommen, wo sie noch etwas verfeinert und perfektioniert wird. Nicht von mir, versteht sich.

Etwas, das ich bisher nicht erwähnt habe, aber dennoch Beachtung finden sollte: die Anspannung und Auswirkungen der Corona-Pandemie waren natürlich auch in diesem Urlaub zu spüren. Auf engen Märkten hat man trotz FFP2-Maske und Abstand, so gut es geht, dennoch manchmal ein mulmiges Gefühl. Die aktuellen Inzidenzen wurden täglich mit Sorge beobachtet und Schnelltests trotz vollständiger Impfungen regelmäßig gemacht. Man kann aber, genau wie zu Hause auch, vorsichtig sein und sich an die geltenden Hygieneregeln halten, sodass einer entspannten Reise nichts im Wege steht. Tatsächlich hatten wir hier insgesamt sogar weniger Kontakte als an einem einzigen Arbeitstag zu Hause.
Mit einem letzten Tag in unserem kleinen Poolhäuschen ist dieser zweiwöchige Urlaub nach zwei durchgelesenen Büchern (sie), zwei vollständig durchgeblätterten Ausgaben der Zeit (er) und einem komplett angehörten und superspannenden Hörbuch (beide) dann auch zu Ende gegangen. Ein Ziel hatten wir nach dieser viel zu langen und viel zu stressigen und viel zu arbeitsreichen Zeit: einfach abschalten, nicht von einem Termin zum nächsten hetzen und nur das tun, auf das wir Lust haben. Ich würde sagen: Ziel erreicht! Es war die perfekte Abwechslung zwischen kleinen Ausflügen zu schönen Orten und Tagen, die wir einfach nur entspannt in einer der traumhaften Unterkünfte mit leckerem französischen Essen und viel Zeit abwechselnd in der Hängematte und im Pool verbracht haben. Ich denke, wir kommen wieder.
Merci beaucoup et à bientôt, France
